Die Farben von Otranto - Topografie einer Farbgrube Oktober 2008

Ein Projekt mit Stefan Muntwyler in Zusammenarbeit mit dem Gewerbemuseum Winterthur und Unterstützung der Firma Kremer. 

Otranto, die südlichste Hafenstadt von Apulien und historischer Ort für Purpurfärberei war Ausgangsort der Erkundung. Wenige Minuten ausserhalb der Altstadt liegt eine stillgelegte Bauxitgrube mit einer überwältigenden Farbenvielfalt. Mit ca. 20 Personen welche alle in irgendeiner Form mit Farbe zu tun haben bearbeitete ich während zwei Wochen einen ausgewählten Sektor der Grube. Es wurde gegraben, gesammelt, gemörsert, gesiebt und aufgemalt – fotografiert dokumentiert und beschrieben.

Neun Pigmente ausgemischt mit drei Bindemitteln

Ohne genaue Vorstellung wo mich die Feldarbeit in der Grube hinführen würde verbrachte ich die ersten Tage damit, mich anzunähern. Ich erkletterte die Grube zu unterschiedlichen Tageszeiten und unter unterschiedlichen Lichtverhältnissen und entdeckte so meine schönsten Ockertöne am späten Nachmittag und den „blauen“ Lehm welcher später zu einem Grau auftrocknete in den kühlen Morgenstunden. Ich beschränkte mich bei meiner Suche auf den nördlichen Abschnitt der Grube und war über die Vielfalt der Farbnuancen in diesem begrenzten Raum überrascht. Von jedem Streifzug brachte ich eine Gesteinsprobe nach Hause und begann diese zu ordnen. Mit ihrer Beschaffenheit waren auch die Reaktionen auf die Bindemittel unterschiedlich. Gewisse Fasern wurden zäh, faserig oder matt, andere liessen sich besser zu einer homogenen und geschmeidigen Farbe verarbeiten und zeigten nach jeder Lasurschicht mehr Leuchtkraft.

Gummi Arabicum mit H2O
> Mischverhältnis 1:10 und Pigment
> Je nach Pigment ein paar Tropfen Alkohol
> Auftrag lasierend in 10 Schichten

Der mehrschichtige Auftrag ergibt eine tuchmatte Oberfläche. Gewisse Pigmente hatten Mühe sich mit dem GA zu verbinden, sie wurden zähflüssig und klebrig, was ein gleichmässiges Aufstreichen erschwerte.

Bienenwachslasurbinder mit H2O
> Mischverhältnis 1:3 und Pigment
> Je nach Pigment ein paar Tropfen Alkohol
> Auftrag lasierend in 5 Schichten

Sie seidenmatte Bienenwachslasur umhüllt die Pigmente am besten und verleiht den Anstrichen eine spannende Tiefenwirkung und nachhaltige Leuchtkraft.

Kaseinmarmormehl mit H2O
> Mischverhältnis 3:5 und Pigment
> Je nach Pigment ein paar Tropfen Alkohol
> Auftrag deckend in 2 Schichten

Das Marmormehl gibt der Farbe zusätzlich Körper und in dieser schwachen Pigmentierung entstand eine Reihe in zarter Farbigkeit.